Soll mein Kind einen Waldkindergarten besuchen oder doch lieber den Hauskindergarten, der doch auch einen ganz tollen Aussenbereich/ Spielplatz hat? Solche oder ähnliche Fragen stellen sich alle Eltern, die ein Kind haben, das bald in den Kindergarten kommt.
Auch fragen sich diese Eltern sehr oft, wie das Kind dann den Übergang in die Schule schafft, schliesslich findet Schuluntericht in geschlossenen Räumen statt. Wie reagieren Waldkinder darauf? Wie steht es um den Vorschulunterricht? Ist der in einem Waldkindergarten ausreichend oder hat mein Kind dann von Anfang an Defizite? Was sind die klaren Vorteile bzw. gibt es überhaupt Vorteile hinsichtlich der Schuleignung für Waldkinder?
All‘ diese Fragen haben wir uns auch gestellt und sie sollten auch gut abgewogen werden, letztlich ist diese Entscheidung im Normalfall für die nächsten drei Jahre gültig.
Wie stehen eigentlich die Lehrer dazu? Erfahren sie Unterschiede, sind die Waldkinder wirklich die befürchteten Zappelphilippe oder ist das Kind aus einem Hauskindergarten besser im Basteln?
Unsere Redaktion wollte es genau wissen und durfte eine Lehrerin befragen, die seit mehreren Jahren gemischte Klassen unterrichtet.
– Natürlich kann der hier wiedergegebene Ausschnitt nicht auf eine allgemeine Gültigkeit zurückgreifen, ebensowenig kann durch die Ausssagen eine Statistik etc erhoben werden. Interessant ist es trotzdem und deswegen möchten wir sie daran teilhaben lassen.
( Die kursiv geschriebenen Antworten sind die zusammengefassten Antworten der Lehrkraft, wobei wir keine Haftung für die absolute Richtigkeit übernehmen, um korrekte Wiedergabe aber sehr bemüht sind)
Zunächst wollten wir wissen, wann denn ein Kind aus Sicht der Lehrkraft überhaupt schulfähig ist?
–Ein Kind sollte nicht nur über die kognitiven Fähigkeiten verfügen, sondern auch über die sozialen Kompetenzen. D.h. hat das Kind genug Frustrationstoleranz, um bei einem Spiel oder einer Aktion teilzunehmen und auch einmal verlieren können oder klingt sich das Kind sofort aus, sobald Schwierigkeiten auftreten? Ist das Kind noch sehr verträumt und wird eventuell seine Schulblätter oder andere Materialien häufig in der Schule vergessen, so dass die Eltern immer sehr hinterher sein müssen ? Kann das Kind sich an die Regeln der Lehrkraft halten oder möchte es mehr nach seinen eigenen Regeln spielen? Erkennt es die Lehrkraft als Respektsperson an oder fehlt noch der nötige Respekt? Kann es sich in eine Gruppe einfügen und eigene Bedürfnisse auch einmal zurück stecken?
Gerne werden diese sozialen Fähigkeiten hinsichtlich der Schuleignung übersehen, sobald sich das Kind schon für Zahlen und Buchstaben interessiert.
Wie verhalten sich Waldkinder zu Beginn der Schulzeit, sind es viele kleine Zappelphilippe oder lässt sich das so gar nicht sagen?
– In den ersten Monaten entseht schon der Eindruck, dass sich Waldkinder teilweise etwas eingeschlossen fühlen, dies legt sich jedoch und stellt dann bald keinen Unterschied mehr da. Auch sind Waldkinder nicht automatisch die Zappelphilippe in der Klasse, denn diese Eigenschaft, der Bewegungsdrang ist genauso bei Kindern aus einem Hauskindergarten fest zu stellen oder eben auch nicht. Hier gibt es keine klaren Zuweisungen, das ist Typsache.
Die Redaktion von Waldkindergarten-Aussttatung interessierte sich auch sehr dafür, ob es etwas gebe, was die Lehrkraft sehr an Waldkindern schätze?
Waldkinder haben viele eigene Erlebnisse sammeln können und dadurch immer etwas zu erzählen. Sobald nur ein Tier- oder Pflanzenname erwähnt würde, hätten sie sofort etwas dazu zu sagen, allerdings gibt es das bei Kindern, die einen Hauskindergarten besucht haben, genauso. Auch hier gibt es Kinder, die am Wochenende mit ihren Eltern etwas unternehmen und nicht nur vor dem Fernseher sitzen. Für Waldkinder ist dies eben ganz normal.Kinder aus einem Waldkindergarten sind meist auch sehr sozial eingestellt und akzeptieren auch andere Meinungen und Andersartigkeiten.
Ob dieser zuletzt genannte Effekt nun auf den Besuch eines Waldkindergartens zurückzuführen ist oder auch sehr abhängig vom Elternhaus, bleibt an dieser Stelle offen, da keine Fragen zum Elternhaus gestellt wurden und es auch dazu bisher keine Untersuchungen/ Statistiken gibt!
Letztlich müssen Eltern die Entscheidung für einen Waldkindergarten aktiv mittragen, denn häufig ist der Wald nur mit dem Auto erreichbar, die Kleidung der Kinder sehr schmutzig und auch das übrige Equipment sollte wetterfest und sehr stabil sein.
Wir dürfen nun seit mehr als 3,5 Jahren diese Entscheidung mit tragen und sind in vielen Belangen unkomplizierter geworden. Schmutz an der Kleidung unserer Kinder ist für uns kein Mackel sondern ein Zeichen dafür, dass sie aktiv waren und ihre Umwelt selbsttätig erleben und erkunden. Sie probieren sich aus und erlangen dadurch Selbstbewusstsein, sie kennen ihre Grenzen und respektieren die Natur, für uns ganz entscheidene Gründe, unseren Kindern diese Möglichkeit zu geben.
Herzliche Grüße vom gesamten Team und schöne Stunden in der Natur mit der ganzen Familie